Betreutes Wohnen für Menschen mit Demenz im Alten Forstamt Seeheim-Jugenheim

Wie alles begann

Persönlicher Erfahrungsbericht zur Gründung der Demenz-WG in Seeheim-Jugenheim

Mein Vater war immer ein sehr ruhiger, aber auch sehr netter und einfühlsamer Mann. Ich kannte kaum Menschen, die ihn nicht mochten. Sehr mitgenommen hat ihn allerdings der frühe Tod seiner Frau im Jahr 1985. Der Tod seiner Frau führte dazu, dass er an Depressionen erkrankte, die letztlich auch nie mehr verschwanden.

Er war aber auch ein Mensch, der Menschen um sich herum brauchte, nicht nur Kinder, die er sehr liebte, sondern auch eine Frau. Seine jetzige Lebensgefährtin lernte er schließlich 1987 kennen und lieben. Bald darauf zog er zu ihr in den Kreis Darmstadt-Dieburg.

Der Lebensgefährtin fiel dann auch zuerst etwas auf, was wir Kinder anfangs nur als Vergesslichkeit ansahen. 2005 wurde bei ihm eine zunehmende dementielle Erkrankung vom Alzheimer-Typ diagnostiziert. Wir alle waren sehr besorgt um ihn und wollten natürlich, dass er möglichst lange in seiner gewohnten Umgebung bleiben kann.

Nach diversen Klinikaufenthalten wurde allerdings deutlich, dass seine Lebensgefährtin irgendwann mit der Betreuung und Versorgung meines Vaters überfordert sein würde. Per Zufall erfuhren wir von der Gründung einer Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte im Raum Darmstadt. Da das Konzept einer solchen Wohngemeinschaft, die am Alltag an einer familiären Wohnsituation orientiert und in der sehr individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Mieter eingegangen werden kann, auf großes Interesse bei uns stieß, entschlossen wir uns an der Gründung dieser Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte mitzuwirken.

Wir wollten sicherstellen, dass, auch wenn mein Vater nicht mehr zu Hause zu betreuen war, wir mitbestimmen konnten, wie und von wem er versorgt und gepflegt wird, wie sein Tagesablauf aussieht und wie oft und wann wir ihn besuchen können. All dies sahen wir in einer solchen Wohngemeinschaft verwirklicht.

Nachdem die Gründung einer neuen Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte in Darmstadt nicht zustande kam, ergab sich die Chance, bei der Gründung der Wohngemeinschaft in Seeheim-Jugenheim mitzuarbeiten. Ab Herbst 2007 nahm regelmäßig ein Familienmitglied an den stattfindenden Treffen teil. Und es mussten viele Dinge geplant und abgesprochen werden: u.a. die Brandschutzmaßnahmen, die Dämmung für Decken und Fußboden, die Einrichtung der Küche, der Telefon- und Fernsehanschluss, der Verputz der Wände., die Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes.

Nach vielen Besprechungen, Diskussionen und dem Abschluss der Bauphase und nachdem mein Vater doch noch übergangsweise in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung untergebracht werden musste, konnte er im November 2008 in die Demenz-WG in Seeheim-Jugenheim einziehen. Und bis heute haben wir diesen Schritt nicht bereut. Wir sehen die Ziele, unserem Vater ein Leben in einer familienähnlichen Atmosphäre zu ermöglichen und dadurch sein Wohlbefinden zu verbessern, erfüllt. Er kann bis zu seinem Tode in einer Gemeinschaft leben, die Geborgenheit und Sicherheit bietet.

G.B.